Wilhelm Weber

Geboren:
14.10.1910, Augsburg-Lechhausen
Gestorben:
30.11.1996, Kapstadt/Südafrika

Wohnorte

Augsburg-Lechhausen, Schillstraße 16/II
Augsburg-Lechhausen, Neuburger Straße 26/I
Zerbst/Sachsen-Anhalt
Augsburg-Lechhausen, Neuburger Straße 26/I
Dorndorf
Augsburg-Lechhausen, Neuburger Straße 26/I
Augsburg-Lechhausen, Waterloostraße 8/I
Chaumont/Frankreich
Kapstadt/Südafrika

Biografie

Wilhelm war das älteste Kind von David und Sophie Weber. Neun Monate nach der Heirat der Eltern wurde er in der Schillstraße 16 geboren. 1913 zogen die Webers mit ihren Söhnen Wilhelm und Arthur (geb. 13.2.1912) in die Neuburger Straße 26.

1923 wurde Wilhelm in der großen Synagoge in der Halderstraße bei seiner Bar Mizwa zur Thora gerufen. Von seinem jüngsten Bruder Sigmund (Sigi) wissen wir, dass die Familie sonst zum Schabbat und den Feiertagen in die kleine Shul (Synagoge) in Kriegshaber ging, denn dort ging es traditionell zu.

1927/1928 absolvierte Wilhelm eine Kaufmannslehre in Zerbst in Sachsen-Anhalt. Die jüdische Gemeinde hatte dort 1905 eine neue Synagoge eingeweiht. Kurze Zeit war Wilhelm dann wieder bei den Eltern in Lechhausen gemeldet. Zwei Monate war er in Dorndorf, vermutlich in dem südlich von Ulm gelegenen Dorf. Mit den Eltern und den inzwischen drei Geschwistern zog er dann 1932 in die Waterloostraße 8. Wo er dazwischen gearbeitet hatte und ob er jetzt im elterlichen Herrenbekleidungsgeschäft tätig war, wissen wir nicht.

1933 ging Wilhelm nach Frankreich. In seiner Meldekarte ist die Abmeldung nach Chaumont für April 1934 eingetragen. In Frankreich gibt es 5 Gemeinden mit diesem Namen und 10 weitere mit einem Namenszusatz. Wo genau Wilhelm diese erste Zuflucht nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten fand, bleibt unklar.

Schon 1935 wanderte Wilhelm nach Kapstadt/Südafrika aus. In den Jahren 1933-1936 wanderten 3.600 deutsche Juden hierher aus. Als 1936 der Überseedampfer „Stuttgart“ mit über 500 Juden in Kapstadt anlegte, kam es zu antisemitischen Protesten. Geschürt von einer südafrikanischen Nazi- Partei, kam es zu Aktionen der sogenannten „Greyshirts“ und auch die Einwanderungsgesetze wurden verschärft. Im Juli 1939 gelang aber noch den Eltern die Ausreise bzw. Flucht aus Deutschland.

Durch die Briefe des in die USA emigrierten Augsburger Rabbiners Ernst Jacob erfahren wir wieder von den Webers und auch von Wilhelm. Dort heißt es im März 1942, dass u.a. die beiden ältesten Söhne Weber in Südafrika seien. Wilhelm und Arthur führten zusammen ein Geschäft für Herren- und Kinderkleidung, später eine Fabrik für Arbeitskleidung namens „Dafna Overalls“.

Wilhelm heiratete Rosette Schinasi (geboren 1912) und bekam mit ihr zwei Kinder, Maurice (geb. 1948) und Sophie (geb. 1951). Ob seine Frau mit dem 1907 in Smyrna geborenen Moise Schinasi, der von Frankreich aus deportiert wurde, verwandt war, kann man nur vermuten.

Wilhelm starb am 30. November 1996 in Kapstadt.
Ruth Sander

Quellen- und Literaturverzeichnis
Unveröffentlichte Quellen:

Stadtarchiv Augsburg (StadtAA)
Meldekartei (MK)
– David Weber
– Wilhelm Weber

Staatsarchiv Augsburg (StAA)
– Israelitisches Standesregister (3)
– Wiedergutmachungsbehörde V für Schwaben, A-Akten und JR-Akten

Veröffentlichte Quellen:

Gernot Römer (Hg.), „An meine Gemeinde in der Zerstreuung.“ Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941-1949 (Materialien zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, Bd. 29), Augsburg 2007, S. 51, S. 376.

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