Martin Rosenau

Geboren:
12.02.1887, Gunzenhausen
Gestorben:
Todestag nicht bekannt, Ort nicht bekannt

Wohnorte

Gunzenhausen
Augsburg, Maximilianstraße 44
Augsburg, Kaiserstraße 43 1/2/III
Augsburg, Kitzenmarkt 8/I

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

Deportation
am 2. April 1942
von Augsburg
über München-Milbertshofen
nach Piaski

Biografie

Martin Rosenau wurde am 12. Februar 1887 in Gunzenhausen geboren.1 Er war der Sohn von Jacob und Ernestine Rosenau, geb. Sichel, hatte zwei ältere Brüder namens David (01.10.1884 – gest.) und Siegfried (06.10.1885 – 03.12.1918) sowie eine jüngere Schwester namens Martha (09.03.1893 – gest.).2 Die Familie lebte in der Burgstallstraße 4.3

Burgstallstraße 4. (© Betty Rosenbaum, eingesehen: https://jl-gunzenhausen.de/de/burgstallstrasse-4.html)

 

Zudem hatte er fünf Stiefgeschwister: Ida (1873/1875 – gest.), Emilie (08.07.1878 – gest.), Moritz (27.11.1879 – gest.), Frieda (19.04.1881 – 11.05.1881) sowie Frieda (09.07.1883 – gest.).4 Sein Vater war in erster Ehe mit Gretchen Kraft verheiratet, die einen Monat nach der Geburt Friedas starb.5

Zu seiner Jugend waren keine Informationen aufzufinden. Wie es scheint, war er vor seinem Umzug nach Augsburg als Vertreter tätig.6 1907 starb sowohl sein Vater Jacob als auch sein Großvater mütterlicherseits Philipp Sichel.7

Martin Rosenau heiratete die Kaufmannswitwe Margarete Grünbaum, geb. Hausmann. Ihr erster Ehemann war Adolf Grünbaum aus Geisa in Thüringen, der 1908 starb.8 Mit ihm bekam sie zwei Söhne: 1900 Martin und 1901 Ludwig.9

Wann genau Martin Rosenau und Margarete Grünbaum heirateten, ist nicht bekannt, die Hochzeit fand aber nicht vor 1919 statt.10

Martin Rosenau kämpfte im Ersten Weltkrieg für das deutsche Kaiserreich und erhielt drei Auszeichnungen: das Militärverdienstkreuz 3. Klasse mit Schwertern, das Eiserne Kreuz 2. Klasse sowie das Verwundetenabzeichen.11 Die Auszeichnungen zeigen, wie stark sich Martin Rosenau für sein Vaterland eingesetzt hatte.

Werbeanzeige aus dem Augsburger Einwohnerbuch von 1928.

Nach dem Ersten Weltkrieg eröffnete er einen Groß- und Einzelhandel mit Wäscherei- und Haushaltsmaschinen.12 Das Sortiment wurde am 24. April 1926 durch einen Fahrradhandel erweitert.13 Das Geschäft befand sich in der Maximilianstraße 4414 und dann im Kitzenmarkt 8/015 . Das Ehepaar wohnte in der Maximilianstraße 4416 , dann in der Kaiserstraße 43 1/2/III17 und schließlich im Kitzenmarkt 8/I.18

 

Werbeanzeige aus der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung von 1934.

In welchem Maß die Familie und das Geschäft bis 1938 von antisemitischen Maßnahmen der Nationalsozialisten betroffen waren, ist unbekannt. Am 11. November 1938 wurde Martin Rosenau in Folge des Novemberpogroms festgenommen und bis zu seiner Freilassung am 8. Dezember desselben Jahres im Konzentrationslager Dachau festgehalten.19 Das Geschäft wurde am 25. November 1938 an Max Müller zwangsverkauft.20 Dieser zahlte den festgesetzten Kaufpreis von 20.000 Reichsmark nicht und führte das Geschäft unter dem Namen Müller & Co. weiter.21 Als er 1940 seinen Wehrdienst antrat, verpachtete er das Geschäft an den Fahrradhändler Albrecht.22

Martin Rosenau wurde mit seiner Frau Margarethe nach Piaski deportiert.23 Am frühen Morgen des 4. April 1942 verließ der Deportationszug das Sammellager München-Milbertshofen mit 774 Jüdinnen und Juden in Richtung Piaski. Unterwegs kamen bei einem Zwischenstopp in Regensburg noch einmal 213 Personen hinzu. Von den insgesamt 987 Deportierten kamen 129 aus Augsburg.24 Es gibt keine Aufzeichnungen über den genauen Sterbetag des Ehepaars.

Ludwig (Louis) Grünbaum konnte 1939 in die USA emigrieren, er starb 1996 in San Diego.25 Auch Martin Grünbaum konnte Deutschland rechtzeitig verlassen. Nach Aufenthalten in Chile und Argentinien, lebte er bis zu seinem Tod ebenfalls in den USA.26

Dies ist ein Auszug aus der Biografie, die von Timo Pauker, Schüler des Oberstufenjahrgangs 2016/2018 am Paul-Klee-Gymnasium Gersthofen, im Rahmen des W-Seminars „Biografien von jüdischen Opfern des Nationalsozialismus im Großraum Augsburg“ im Fach Geschichte erarbeitet wurde.

Fußnoten
  1. https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de950877 (aufgerufen 17.12.2018).
  2. StadtAA, MK ll Jakob Rosenau (Fehlkarte).
  3. https://jl-gunzenhausen.de/de/burgstallstrasse-4.html (aufgerufen am 13.10.2017).
  4. StadtAGunz, E-Mail von Werner Mühlhäußer.
  5. http://jl-gunzenhausen.de/de/rosenau-jacob-180.html (aufgerufen am 13.10.2017).
  6. Naomi Teveth, comp. Deutschland: Juden in Würzburg, 1900-1945 (eingesehen bei www.ancestry.de).
  7. http://jl-gunzenhausen.de/de/rosenau-jacob-180.html (aufgerufen am 13.10.2017).
  8. StadtAA, MK II Margarethe Grünbaum.
  9. StadtAA, MK II Margarethe Grünbaum. Bei Gernot Römer, (Hg.), „An meine Gemeinde in der Zerstreuung.“ Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941 – 1949 (Material zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, Bd. 29), Augsburg 2007, S. 236 ist vermerkt, dass Martin Rosenau den Nachnamen seiner Ehefrau angenommen hat. Hier scheint es sich um eine Verwechslung mit dem älteren Sohn Martin Grünbaum, geb. 1900, und seiner Frau aus erster Ehe zu handeln, da z. B. in der Deportationsliste beide den Nachnamen Rosenau tragen.
  10. BayHStA, Abt. IV Kriegsarchiv. Bd. 773 KStR Bd. 1 (eingesehen bei www.ancestry.de).
  11. BayHStA, Abt. IV Kriegsarchiv. Bd. 773 KStR Bd. 1 (eingesehen bei www.ancestry.de); Gernot Römer (Hg.), „An meine Gemeinde in der Zerstreuung.“ Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941 – 1949 (Material zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, Bd. 29), Augsburg 2007, S. 236.
  12. StadtAA, GK ll Martin Rosenau.
  13. StadtAA, GK II Martin Rosenau.
  14. Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1926, Augsburg 1926.
  15. Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1935, Augsburg 1935; Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1936, Augsburg 1936; Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1937, Augsburg 1937.
  16. Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1926, Augsburg 1926.
  17. Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1928, Augsburg 1928; Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1929, Augsburg 1929; Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1930, Augsburg 1930;  Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1932, Augsburg 1932 und Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1934, Augsburg 1934.
  18. Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1935, Augsburg 1935; Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1936, Augsburg 1936; Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1937, Augsburg 1937.
  19. https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de950877 (aufgerufen 17.12.2018).
  20. StadtAA, GK II Martin Rosenau.
  21. StAA, W.B. V, 511.
  22. StAA, W.B. V, 511.
  23. http://www.statistik-des-holocaust.de/OT420404-40.jpg (aufgerufen am 27.05.2019).
  24. http://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_bay_420404.html (aufgerufen am 27.05.2019).
  25. Gernot Römer (Hg.), 2007, S. 235.
  26. Gernot Römer (Hg.), 2007, S. 236.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Unveröffentlichte Quellen:

Bayerisches Hauptstaatsarchiv (BayHStA)
Abt. IV Kriegsarchiv
Kriegsstammrollen (KStR; (eingesehen bei www.ancestry.de):
– Bd. 773 KStR Bd. 1

Naomi Teveth, comp. Deutschland: Juden in Würzburg, 1900-1945 (eingesehen bei www.ancestry.de)

Staatsarchiv Augsburg (StAA)
Bestand Wiedergutmachungsbehörde für Schwaben (W.B. V):
– W.B. V, 511

Stadtarchiv Augsburg (StadtAA)
Meldekarten II (MK II):
– Jakob Rosenau (Fehlkarte)
– Margarethe Grünbaum

Gewerbekartei II (GK II):
– Martin Rosenau

Stadtarchiv Gunzenhausen (StadtAGunz)
– E-Mail von Werner Mühlhäußer

Internet:
Literatur:

Gernot Römer (Hg.), „An meine Gemeinde in der Zerstreuung.“ Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941 – 1949 (Material zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, Bd. 29), Augsburg 2007.