Irma Fechenbach-Fey, geb. Epstein

Geboren:
16.10.1895, Augsburg
Gestorben:
11.12.1973, Dietikon, Kanton Zürich

Wohnorte

Augsburg, Maximilianstr. 7
Brighton, GB
Berlin
Detmold, Oesterhausstraße
Neukirch und St. Gallen (Teufenerstr. 111), Schweiz
Freeport, Hempstead, Haverford, Philadelphia, Williamsburg, USA
Dietikon, Schweiz

Biografie

Irma Fechenbach, geb. Epstein, wird am 16. Oktober 1895 in Augsburg geboren. Ihr Vater Dr. Emil Epstein ist ein angesehener Rechtsanwalt mit Kanzlei in der Ludwigstraße 5, Justizrat und Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde. Dessen Vater Abraham Adolf Epstein war Teilhaber einer Bank in der Philippine-Welser-Straße. Er war in den 1860er Jahren aus Harburg nach Augsburg gekommen.
Die Familie von Emil Epstein wohnt in der Maximilianstraße 7, fast neben dem Rathaus, in großbürgerlichen Verhältnissen. Irma besucht das Stetteninstitut und anschließend ein Pensionat in Brighton. Im Ersten Weltkrieg meldet sie sich freiwillig zum Sanitätsdienst, wird in einem Lazarett an der Ostfront eingesetzt und erhält Auszeichnungen. Nach dem Krieg lässt sie sich zur Krankenschwester und Fürsorgerin ausbilden und lebt in Berlin. Sie engagiert sich bei den sozialdemokratischen „Kinderfreunden“ und tritt der USPD bei. Hier lernt sie Felix Fechenbach kennen. Er ist Journalist und Parteiredner und wird bis zu dessen Ermordung Sekretär des Bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner. Fechenbach stammt aus einer Würzburger Bäckersfamilie. 1926 heiratet das Paar. Irmas Familie lehnt die Verbindung ab. Sie bleibt der Hochzeit fern. Der „rote Bäckerjunge“ ist unter ihrem Niveau. Außerdem war er wegen seiner Beteiligung an der Münchner Revolution erst 1924 aus der Haft entlassen worden. Ein Unrechtsurteil, das ihn zum Hochverräter abstempelt, ausgesprochen von denselben Richtern, die Hitler ein Gefälligkeitsurteil verschaffen.
Die Familie zieht nach Detmold, wo Felix für die SPD-Zeitung arbeitet. Ein Sohn und zwei Töchter werden geboren. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten, den Fechenbach nach Kräften in Rede und Schrift zu verhindern versucht hat, wird es gefährlich für ihn. Er verkörpert alles, was die Nazis hassen: Sozialismus, Pazifismus, Demokratie, Judentum. Am 11. März 1933 wird er in Schutzhaft genommen. Irma war schon vorher mit den Kindern zu ihrer Mutter nach Augsburg geflohen. Nach einigen Tagen flüchtet sie in die Schweiz. Felix wird sie nie wiedersehen. Er soll am 7. August nach Dachau verbracht werden. Auf der Fahrt wird er vom Transportführer erschossen.
Irma muss sich und ihre Kinder unter prekären Verhältnissen mit Hilfe von Unterstützungen sozialdemokratischer und jüdischer Freunde und einem Hilfsfonds durchbringen. Arbeiten darf sie in der Schweiz nicht.
1946 kann sie in die USA auswandern; dort nennt sie sich Irma Fey, weil sie in der McCarthy-Ära beim Namen Fechenbach Probleme fürchtete. Albert Einstein verbürgt sich für sie. Er gehörte ebenso wie Heinrich Mann und Kurt Tucholsky zu den Freunden der Familie. 1955 wird Irma in den USA eingebürgert. 1965 kehrt sie zu Tochter Lotti in die Schweiz zurück. Tochter Hanni und Sohn Kurt bleiben in Amerika.
1973 stirbt Irma in Dietikon durch einen Verkehrsunfall.
Alfred Hausmann
2024

Quellen- und Literaturverzeichnis
Literatur:

Römer, Gernot: Wir haben uns gewehrt, Augsburg 1995, S. 29-44: „Auch in der Schweiz Sozialistin geblieben“.
Schäfer, Ingrid: Irma Fechenbach-Fey: Jüdin, Sozialistin, Emigrantin. Lemgo 2003
Lintner, Philipp: „Was aus uns werden wird, weiß ich nicht …“ der Weg der Irma Fechenbach-Fey. Augsburg 2020 (Reihe „Lebenslinien“ Bd. 9, Jüd. Kulturmuseum Augsburg Schwaben), S. 100-137