Masiwzi/Ukraine
Zwangsarbeiterin bei Bauer Martin Brem in Hirblingen
Unser Besuch bei der 82-jährigen Dascha im Jahre 2003 gerät zu einer Prozession. Immer mehr Leute steigen in unseren Kleinbus, Fernsehberichterstatter und Zeitungsreporter. Mit einem Male sind wir 11 Personen. Dascha erwartet uns schon im Freien.
Eine kleine Frau mit rosigen Wangen, ein wahres Energiebündel. Sie führt das Regiment im Hause, das ist gleich zu sehen. Sie verfügt über eine blendende Konstitution und ein vorzügliches Erinnerungsvermögen. Als Dascha von den Kindern Martin Brems erzählt, huscht ein Lächeln über ihr Gesicht, sie kann jedes einzelne der Kinder charakterisieren.

Ob das überreichte Geld von Martin Brem sei? Nein, antworte ich, der könne sich nicht mehr an diese Zeit erinnern. Sie zieht die Augenbrauen nach oben und trägt mir ungerührt auf: „Grüßen Sie mir Martin“.
Heute lebt Dascha mit ihrer Schwiegertochter und ihrer Enkelin unter einem Dach in ihrem eiskalten winzigen Haus, sie hat zwei Söhne, drei Enkel und einen Urenkel, das sei ihr wahrer Reichtum, erzählt sie stolz.

Dann bittet sie uns zu Tisch, alle 11 Personen, der Sohn der verstorbenen ehemaligen Zwangsarbeiterin Roschok Lydia, die nach Hirblingen deportiert wurde, kommt hinzu und erzählt von seiner Mutter. Dascha hat vorzüglich aufgekocht, sie lässt sich nicht lumpen, eingelegte Salzgurken, Kraut, Borschtsch, vorzügliche Teigtaschen, Fleisch und Käse. Und natürlich gibt es Wodka und jede Menge Trinksprüche. Schließlich ist das für die Familie und alle Anwesenden kein gewöhnlicher Tag, wie sie betonen.
Biografien verfasst von Dr. Bernhard Lehmann StD Gegen Vergessen – Für Demokratie RAG Augsburg-Schwaben
2020