(Biografie in Arbeit)

Creszenz Seitz, geb. Holzschuh

Geboren:
23.08.1911, Mohrenhausen/Kreis Illertissen
Ermordet:
08.11.1940, Grafeneck

Letzter freiwilliger Wohnort

Biografie

Creszentia Seitz, geb. Holzschuh, geboren am 23.8.1911 in Mohrenhausen/Kreis Illertissen, ermordet in Grafeneck am 8.11.1940, letzter freier Wohnsitz in Häder/Dinkelscherben, Hausnr. 56, heute Triebstr. 7

Creszentia Holzschuh ist die Tochter des Landwirts Andreas Holzschuh 1 aus Mohrenhausen und seiner Ehefrau Maria Holzschuh, geborene Konrad aus Mohrenhausen. Die beiden hatten am 2. August 1909 geheiratet. 2
Creszentia wurde am 23. August 1911 im elterlichen Haus Nr. 23 in Mohrenhausen geboren. 3
Über die schulische und berufliche Ausbildung ist uns nichts bekannt, jedenfalls arbeitet sie als Dienstmagd. Im Alter von 18 Jahren macht sie die Bekanntschaft von Johann Seitz aus Klein-Häder.

Schwangerschaft und Geburt einer Tochter

Creszentia wird schwanger und kommt am 1.4.1930 – also kurz vor der Geburt – ins Afraheim in Augsburg, weil sie noch minderjährig war.4 Das Afraheim war erst 1927 gebaut worden und galt als Heim für sog. „gefallene Mädchen“5 – welch irreführende und die Realität ignorierende Beurteilung!
Zur Entbindung wird sie ins Wöchnerinnenheim in Augsburg eingewiesen 6 . Ihre Tochter Maria wird dort am 12. April 1930 geboren. 7 . Nach der Geburt ihrer Tochter kommt Kreszenz für 10 Tage wegen Mastitis (Entzündung der Brustdrüse) ins Diakonissenhaus 8
Über Maria Seitz gibt es weder Unterlagen in den Aufgebotsakten noch im Melderegister der Gemeinde Dinkelscherben. 9

Eheschließung und Familiengründung

Am 14.12.1930 heiratet Creszentia Holzschuh den Vater ihrer gemeinsamen Tochter Maria, den Melker Johann Seitz. 10
Johann ist am 22. Januar 1902 11 als sechstes und jüngstes Kind des Söldners Ludwig Seitz (geb. 3.8.1860) und seiner Ehefrau Theresia Seitz, geb. Hamp, (geb. 30.9.1864) in Neuhäder im Haus Nr. 47 geboren, 12 die am 27. April 1890 geheiratet hatten. 13
Seine Geschwister Afra, geb. 17.5.1888, Josef, geb. 4.3.1892, Ludwig, geb. 30.10.1893, Wendelin, geb. 15.2.1897 und Maria, geb. 1.9.1898 sind allesamt in Neuhäder geboren. Hausgeburten waren damals an der Tagesordnung.

Zustimmung des Vormunds zur Verehelichung

Weil Creszentia zum Zeitpunkt ihrer Verehelichung mit Johann erst 19 Jahre alt ist, benötigt sie die Zustimmung ihres Vormundes Wilhelm Konrad: „Zur Verehelichung meines Mündel Kreszenz Holzschuh von Mohrenhausen mit Hans Seitz von Klein-Häder gebe ich hiermit meine Einwilligung. Mohrenhausen, den 22.November 1930, Wilhelm Konrad, Vormund." 14
Er ist ein Verwandter mütterlicherseits, woraus man schließen muss, dass die Eltern nicht mehr am Leben sind.
Zur damaligen Zeit galt man in Bayern erst im Alter von 21 Jahren als mündig, in anderen deutschen Staaten sogar erst ab 25 Jahren. 15
Bürgermeister Bader von Mohrenhausen bestätigt Creszentia vor der Verehelichung in der Familienstandbescheinigung ihr Geburtsdatum sowie die Tatsache, dass sie die eheliche Tochter ihres Vaters Andreas Holzschuh sei, ein Kind habe und ledigen Standes sei. 16
Aus ihrer für die Heirat notwendigen Wohnsitzbescheinigung geht hervor, dass sich Creszentia von Juni bis September 1930 im Bezirkskrankenhaus Zusmarshausen befand und sie erst wieder ab Oktober 1930 in Mohrenhausen wohnte. 17 Es ist wahrscheinlich, dass Creszentia Holzschuh dort zwischen Juni und September 1930 gearbeitet hat. Ein stationärer Aufenthalt in Zusmarshausen ist weniger wahrscheinlich, aber nicht auszuschließen.

Familienzuwachs

Aus der Ehe mit Johann Seitz gehen weitere Kinder hervor. Am 20. Juni 1932 wird ihr Sohn Johann geboren, am 10. Mai 1934 ihr drittes Kind Ludwig Seitz. 18 Der gemeinsame Wohnsitz der Familie befand sich in Häder, Hausnr. 56, wo die junge Familie gemeinsam mit Georg und Emma Mayer, geb. Knöpfle wohnten 19 (heute Triebstr. 7).

Tragische Erkrankung von Creszentia, Einweisung in Günzburg

7 Wochen nach der Geburt ihres 3. Kindes wird Creszentia Seitz am 26. Juni 1934 aus Häder (Ortsteil Dinkelscherben) abgeholt und in die Heil- und Pflegeanstalt Günzburg aufgenommen. Die Diagnose lautete auf Schizophrenie. 20
Fühlte sich Creszentia angesichts ihrer drei Kinder überfordert? Sie war schließlich erst 23 Jahre alt! Litt sie unter melancholischen Depressionen? Wir wissen es nicht.

Kinder im Josefs-Kinderheim Reitenbuch

Creszentias Kinder Maria und Johann kommen am 13. November 1934 ins Josefs-Kinderheim nach Reitenbuch. Auf wessen Veranlassung die Überweisung ins Kinderheim erfolgte, konnte nicht eruiert werden. Ihr berufstätiger Ehemann Johann konnte die 3 Kinder unmöglich allein aufziehen.
Maria erzählte ihrer Tochter Anita Braxmeier, dass die Einweisung in Reitenbuch für sie traumatisch gewesen sei. 21 Der jüngste Sohn Ludwig folgt ihnen am 15. Juni 1936 nach. Ludwig ist zu diesem Zeitpunkt 2 Jahre alt.
Die Kinder wachsen ohne die elterliche Fürsorge und Liebe auf und verbleiben im Kinderheim in Reitenbuch bis Februar 1942. 22 Dann holt der Vater sie nach dem Tod Creszentias und seiner zweiten Verehelichung mit Josefa Kast zu sich nach Dinkelscherben. 23 Über den Aufenthaltsort von Maria Seitz, geb. 12.4.1930 haben wir keinerlei amtlichen Unterlagen für die Zeit nach ihrem Austritt in Reitenbuch am 27. Januar 1942.
Nach den Angaben ihrer Tochter Anita kam Maria zuerst in einen Schneiderhaushalt, dann diente sie als Kindsmagd, ehe sie ab dem 15. Lebensjahr beim Landdienst im Ries tätig war. 24

Verlegung von Creszentia Seitz nach Zwiefalten

Die Krankenakte von Creszentia Seitz ist leider verschollen. 25 Wir wissen aber definitiv, dass Creszentia Seitz am Mittwoch, den 9. Oktober 1940 nach 6-jährigem Aufenthalt in Günzburg nach Zwiefalten „verlegt“ wurde 26 . Vier der von Günzburg dorthin verbrachten 89 Patienten verstarben in Zwiefalten. 27

Ermordung in Grafeneck

Von Zwiefalten aus wurde Creszentia gemeinsam mit 84 weiteren Personen mit den Grauen Bussen nach Grafeneck gebracht und dort noch am gleichen Tag, entweder am Mittwoch, den 6. November bzw. am Freitag, den 8. November 1940 mit Gas ermordet. 28 Es ist anzunehmen, dass Creszentia sich unter den 75 der 86 Opfern befand, die am 6. November 1940 von Zwiefalten nach Grafeneck kamen, denn für Freitag, den 8. November 1940 ist ein Transport von der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren nach Grafeneck mit 90 Frauen belegt. 29 Es mag zynisch klingen, aber die Gaskammer in Grafeneck war für „maximal“ 75 Personen ausgelegt. 30

Gefälschte Unterlagen vom Standesamt Grafeneck

Dem Standesamt Dinkelscherben wurde in einem Schreiben vom Standesamt Grafeneck mitgeteilt, dass Creszentia Seitz am 19. November 1940 dort verstorben sei. Die Ursachen hierfür sei eine Wundinfektion und eine Blutvergiftung gewesen. 31
Datum und Todesursache wurden regelmäßig von den Standesämtern der sechs Tötungsanstalten gefälscht, um die Morde zu vertuschen.

Zweite Verehelichung von Johann Seitz nach dem Tod von Creszenz Seitz

Ihr Ehemann Johann Seitz heiratet nach dem Tod seiner ersten Ehefrau am 1. Februar 1942 ein zweites Mal, nämlich Josefa Kast aus Horgau. Aus dieser Ehe gingen weitere 3 Kinder hervor. 32 Das Zusammenleben der Kinder aus zwei Ehen war nicht immer leicht, aber immerhin hatten sie nach unendlich langem Kinderheimaufenthalt wieder ein funktionierendes Elternhaus.

Planungen zur Durchführung der Krankenmorde

Die „Ausmerzung“ geistig und körperlich Beeinträchtigter und anderer als „minderwertig“ angesehener Menschen war ein zentrales Anliegen des Nationalsozialismus, das in den Jahrzehnten zuvor sich in Wissenschaft und Politik ausbreitenden rassistischen und rassehygienischen Vorstellungen seine Wurzeln hat. 33

Krankenmorde an Kindern

Bereits im Frühsommer beruft die Regierung eine interministeriell und mit Experten besetzte Kommission, der es obliegt, die Krankenmorde an Kindern vorzubereiten. Ohne ausdrückliche Erlaubnis Hitlers ist diese Planungsarbeit nicht denkbar.
Psychiater und Kinderärzte gehören dem Gremium neben Mitarbeitern der Kanzlei des Führers, des SD und der Medizinalabteilung des Reichsministerium des Inneren (RMdI) an. Reichsleiter Philipp Bouhler, Hitlers Leibarzt Prof. Karl Brandt und Hauptamtsleiter Viktor Brack haben die Federführung, Ministerialrat Herbert Linden als Leiter der Abteilung IV (Gesundheitswesen und Volkspflege) im RMdI ist für die Realisierung zuständig. 34
Das offizielle Mordprogramm beginnt am 18. August 1939. Das RMdI konstituiert den „Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung erb- und anlagebedingter schwerer Leiden“. Der Ausschuss dient angeblich als Sammelstelle für Daten „missgebildeter usw. Neugeborener, um dieselben in den Diensten besserer Prävention und Therapie wissenschaftlich auszuwerten. In Wahrheit besteht die Aufgabe darin, Kinder, die an gravierenden Behinderungen leiden, ermorden zu lassen. 35

Morde an erwachsenen Geisteskranken

Die Morde an erwachsenen Geisteskranken im Rahmen der Aktion T 4 36 leitet ebenfalls das RMdI. Am 21.9.39 beginnt der bürokratische Zugriff auf sämtliche im Reichsgebiet befindlichen Anstalten, in denen Geisteskranke, Epileptiker und Schwachsinnige, die nicht nur vorübergehend verwahrt werden. Am 9.10. erfolgt dann die individuelle, „planwirtschaftliche“ Erfassung der Insassen per Fragebogen 37 .
Der Staatssekretär im RMdI Dr. Leonardo Conti fordert die Heil- und Pflegeanstalten per Runderlass zur Benennung bestimmter Patienten mittels Meldebogen auf. 38 Gefragt wird nach Aufenthaltsdauer, Diagnosen, Pflegebedürftigkeit, Arbeitsfähigkeit, nach Religionszugehörigkeit und eventueller Sicherheitsverwahrung. Zudem möchte man Auskunft über die Häufigkeit von Besuchen von Angehörigen. Ob die Patienten an Erbkrankheiten leiden, interessiert niemanden mehr.

Kriterien der Meldebögen

In einem beigefügten Merkblatt sind folgende Kriterien angegeben:
Schizophrenie, Epilepsie, Encephalitis, Schwachsinn, Paralyse, Chorea Huntington, Menschen mit seniler Demenz oder anderen neurologischen Endzuständen, wenn sie nicht oder nur noch mit mechanischen Arbeiten beschäftigt werden können.
Menschen, die schon länger als fünf Jahre in der Anstalt sind.

Kriminelle „Geisteskranke“.

Menschen, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen oder nicht artverwandten Blutes sind. 39

Gutachter entscheiden über Leben und Tod anhand der Meldebögen

Diese Meldebögen werden über den zuständigen Referenten Herbert Linden im RMdI an die T 4-Zentrale weitergeleitet. Drei „Gutachter“ entscheiden aufgrund der Meldebögen, also nicht aufgrund eigener Untersuchungen über Tod oder Weiterleben der Patienten. 40
Im Laufe der „Aktion T 4“ richtete die „Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten“ sechs Tötungsanstalten ein. Das Personal für die Tötungsaktion wurde aus Pflegepersonal und Ärzten rekrutiert. Niemand wurde gezwungen, beim Patientenmord mitzumachen. Doch die Wenigsten weigerten sich. 41 Die meisten Patienten aus Schwaben wurden in Grafeneck und Hartheim ermordet.

Der Ablauf der Ermordung

Der Ablauf war dabei immer gleich: Die Patienten wurden mit Bussen in die Tötungsanstalten gebracht. Das dortige Pflegepersonal nahm sie in Empfang. Die Patienten mussten sich ausziehen und wurden vermessen, gewogen und fotografiert. Die Identität der Opfer wurde überprüft und auffällige Kennzeichen wurden durch Ärzte festgehalten. Patienten mit Goldzähnen markierte das T 4-Personal. Danach führte es die Menschen in die als Duschraum getarnte Gaskammer. Ein Arzt ließ Kohlenmonoxid einströmen. Das Gas lieferte die IG Farben in Ludwigshafen.
Wenn sich in der Gaskammer kein Mensch mehr bewegte, wurde der Raum geöffnet. Die Leichen räumten sog. „Desinfektoren“ aus dem Raum und verbrannten sie in großen Öfen. Den vorher markierten Opfern wurden die Goldzähne herausgebrochen. Von den Ärzten vorgemerkte „interessante“ Patienten wurden seziert. 42
Ein Pfleger schildert die Ermordung der Patienten aus seiner Perspektive:
„Beim Reingehen in den Vergasungsraum bzw. Hereintragen wurden die Geisteskranken nochmals gezählt, sodann wurde die Türe und das Entlüftungsfenster geschlossen. Sodann ließ der Arzt von einem Nebenraum das Gas einströmen. …
Zu Anfang konnten in den Vergasungsraum etwa 30 bis 40 Personen auf einmal verbracht werden, später wurde der Vergasungsraum noch vergrößert, d.h. ein Stück der sogenannten Kleiderablage wurde noch hinzugenommen, indem die Mauer versetzt wurde. Der neue Vergasungsraum konnte einen ganzen Transport in Höhe von 75 Personen etwa aufnehmen. …
Das Öffnen der Türe und das Ingangsetzen der Ventilation geschah durch einen der Pfleger … Diese erhielten vom Arzt jeweils die Anordnung, nach einer halben oder vielleicht auch nach einer Stunde – …. die Türe zu öffnen und die Ventilation einzustellen. Ich selbst war zu diesem Dienst genau wie die anderen Pfleger eingeteilt worden. Zu Anfang nahm der Arzt das Öffnen der Türe selbst vor und trug dabei eine Gasmaske. Wir rissen später nur unter Luftanhalten die Türe auf und entfernten uns sofort von ihr. … Das Öffnen der Türe geschah auch vielfach durch die Bedienung der Verbrennungsöfen. Zur Entlüftung wurde dann der Vergasungsraum eine bestimmte Zeit offengelassen.“ 43

Verschleierung der Morde

In den Standesämtern der sechs von den Nationalsozialisten eingerichteten Tötungsanstalten Grafeneck bei Reutlingen, Brandenburg an der Havel, Bernburg an der Saale, Hadamar in Nordhessen, Sonnenstein bei Pirna, Hartheim bei Linz fälschten die Mitarbeiter Ursache, Datum und häufig auch den Ort des Todes zur Verschleierung. Die Angehörigen erhielten „Trostbriefe“, 44 in denen zu lesen war, dass der Tod für den Patienten eine Erlösung gewesen sei. Die Angehörigen konnten Urnen anfordern, welche die T4-Mitarbeiter mit etwas Asche aus den Öfen füllten und dann an die Angehörigen versandten. 45 Der Ehemann Johann Seitz wies die Urne mit der Begründung zurück, die Asche solle dort bestattet werden, wo seine Frau zuletzt gewesen sei. Er ahnte wohl, was die Nationalsozialisten seiner Frau angetan hatten. 46

Umgang mit den Krankenmorden durch die Angehörigen

Für die Angehörigen blieb das Thema der Krankenmorde ein Tabu. Über die Opfer wurde nicht gesprochen, was eigentlich im Sinne der Mörder war, denen an der Vertuschung der Morde sehr viel lag.
Die Enkelin von Creszentia Seitz, Frau A.B. berichtet hierüber: „In unserer Familie wurde so gut wie nie über meine Oma gesprochen. Meine Mutter Maria antwortete auf meine Fragen, die Oma habe ein Nervenleiden gehabt. … Von meiner Oma existiert kein Bild, kein Brief, kein Grabstein, gar nichts.“

Wir wollen an Creszentia Seitz, geb. Holzschuh mit dieser Biografie und einem Stolperstein erinnern.

Biografie verfasst von: Dr. Bernhard Lehmann Gegen Vergessen – Für Demokratie, RAG Augsburg-Schwaben

Quellen und Literatur:

Gemeindearchiv Dinkelscherben
VG Babenhausen zu Mohrenhausen
VG Ottobeuren zu Andreas Holzschuh
Aly, Götz: Die Belasteten: „Euthanasie“ 1939-1945. Frankfurt 2014
Aly, Götz (Hrsg.): Aktion T4: 1939–1945. Die „Euthanasie“-Zentrale in der Tiergartenstraße 4. Berlin 2. Auflage 1989
Burleigh, Michael (Hrsg.): Tod und Erlösung. Euthanasie in Deutschland 1900–1945, Zürich 2002
Cranach, Michael von, Schneider, Frank: In Memoriam: Erinnerung und Verantwortung Ausstellungskatalog. Erweiterte und aktualisierte Fassung des Katalogs von 1999. Kaufbeuren 2011
Friedlander, Henry: Der Weg zum NS-Genozid. Von der Euthanasie zur Endlösung. Berlin Verlag, Berlin 2002.
Hücker, Franz Josef: Verlegt an einen unbekannten Ort. Euthanasieverbrechen unterm Hakenkreuz. In: Nassauische Annalen 127, 2016, S. 259–276.
Klee, Ernst: „Euthanasie“ im NS-Staat. Die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“, 2. Auflage Frankfurt 2010
Thomas Stöckle, Grafeneck 1940. Die Euthanasie-Verbrechen in Südwestdeutschland, Tübingen 3. Auflage 2012

Fußnoten
  1. Andreas Holzschuh, geb. am 29.10.1882 in Meßhofen (St. Amt Meßhofen Nr. 28/1882), Verwaltungsgemeinschaft Ottobeuren, Auskunft Ursula Zängerle vom 24.7.2024. Die Heirat mit Maria Holzschuh, geb. 8.2.1892, geb. Konrad aus Mohrenhausen wurde von der Verwaltungsgemeinschaft Babenhausen per Heiratsurkunde bestätigt. Die Heirat fand am 2.8.1909 in Mohrenhausen statt, bestätigt durch Abschrift des Kgl. Bayeri. Amtsgericht Babenhausen am 30.12.1902.
  2. Andreas Holzschuh war der Sohn von Blasius Holzschuh, zuletzt wohnhaft in Mohrenhausen und seiner Ehefrau Kreszenz Knieh. Die Eltern von Maria Holzschuh, geb. Konrad waren Josef Konrad und Anna Konrad, geb. Miller, beide aus Mohrenhausen.
  3. Gemeindearchiv Dinkelscherben, Geburtsurkunde Nr. 10, Abschrift vom 5. September 1911
  4. Mitteilung Stadtarchiv Augsburg, Herr Georg Feuerer vom 31.7.2024. Das Afraheim befand sich im heutigen Kleinen Karmelitengäßchen 6. Die Alte Anschrift lautete Augsburg, Litera C 185. StadtAA, Häuserbögen, Litera E 185, Buchstabe H.
  5. https://www.skf-augsburg.de/ueber-uns/geschichte/

    Seniorenheim St. Afra - SKF - Augsburg (seniorenheim-skf.e)
  6. StadtAA, Wöchnerinnenheim, Nr. 23, 1930/336 und StadtAA, Geburtsscheine, Nr. 459, 1930/809
  7. Standesamt Augsburg, Nr. 901/1930. Maria Seitz, verh. Stutzmüller ist am 12.4.1930 geboren.
  8. StadtAA, Wöchnerinnenheim Nr. 23
  9. Auskunft der Gemeinde Dinkelscherben, Frau Monika Wuschek vom 23.7.2024. Maria Seitz im Jahr xxx Georg Stutzmüller.
  10. Gemeindearchiv Dinkelscherben, Standesamt Dinkelscherben Nr. 6/1930.
  11. Gemeindearchiv Dinkelscherben, Geburtsurkunde Johann Seitz, Nr. 3/1902. Dort ist auch sein Todesdatum, 11. Januar 1948 vermerkt (St.Amt Nr. 2/1948 Dinkelscherben.
  12. Gemeindearchiv Dinkelscherben, Geburtsurkunde Johann Seitz Nr. 3/1902
  13. Gemeindearchiv Dinkelscherben, Heiratsurkunde Nr. 1/1890
  14. Gemeindearchiv Dinkelscherben, Einwilligung zur Eheschließung durch den Vormund Wilhelm Konrad, 22.11.1930
  15. https://wiki.genealogy.net/Vollj%C3%A4hrigkeit Bis zum 21. Lebensjahr galt man in Bayern als "minderjährig" (minorenn). Wer nicht unter "elterlicher Gewalt" stand, musste einen Altersvormund bestellen. Auch bei gegebener Volljährigkeit war eine Einwilligung zur Eheschließung durch den Vater, nach dessen Tode durch die Mutter und bei unehelichen Kindern durch die Mutter erforderlich. Bei Minderjährigen ohne Vater war die Einwilligung eines Vormundes notwendig, auch wenn die Mutter noch lebte. Die Einwilligung musste bei ehelichen Kindern erfolgen bei Söhnen bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres und bei Töchtern bis zur Vollendung des 24. Lebensjahres. Im Fall von Creszentia Holzschuh war der Verwandte mütterlicherseits, Wilhelm Konrad der Vormund.
  16. Gemeindearchiv Dinkelscherben, Familienstandsbescheinigung Creszentia Holzschuh vom 22.11.1930
  17. Gemeindearchiv Dinkelscherben, Wohnsitzbescheinigung Creszentia Holzschuh vom 22.11.1930
  18. Gemeindearchiv Dinkelscherben
  19. Gemeindearchiv Dinkelscherben, Auskunft Monika Wuschek vom 23.7.2024
  20. Auskunft der Gedenkstätte Grafeneck April 2024.
  21. Mitteilung Anita Braxmeier vom 25.7.2024
  22. Auskunft Josefs Kinderheim Reitenbuch, Herr Norbert Haban, Heimleiter, vom 25.7.2025
  23. Gemeindearchiv Dinkelscherben, Meldebuch Josefa, Johann sen., Johann und Ludwig Seitz. Der neue Wohnsitz der Familie war Dinkelscherben, Augsburgerstr. 1
  24. Mitteilung Anita Braxmeier vom 25.7.2024. 1954 heiratete Maria Seitz den Hilfsarbeiter Georg Stutzmüller aus Rommelsried. Aus der Ehe gingen 3 Kinder hervor, Anita Stutzmüller, geb. 12.8.1954; Wilhelm, geb. 1.4.56; Johannes, geb. 13.10.1962. Maria Stutzmüller, geb. Seitz verstarb am 28.4.2011, ihr Ehemann Georg, geb. 10.11.1919 verstarb am 27.8.2004.
  25. Die Recherchen von Prof. Felicitas Söllner im Staatsarchiv Sigmaringen, im Landesarchiv Baden-Württemberg, in Zwiefalten und in Grafeneck kamen über den hier geschilderten Befund leider nicht hinaus. Mitteilung Prof. Felicitas Söllner vom 18.7.2024
  26. StASig WÜ 42 T 94, Nr. 444
  27. Auskunft Dr. Bernd Reichelt vom ZfP Zentrum in Zwiefalten, ebenso: Prof. Felicitas Söllner vom 18.7.2024.
  28. StASig WÜ 42 T 94, Nr. 444; Auskunft Bernd Reichelt, ZfP-Zentrum Zwiefalten. Es ist möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass die 86 Personen auf dem 6. und 8. November 1940 „aufgeteilt“ wurden, denn die Gaskammern waren auf maximal 75 Personen ausgelegt.
  29. Archiv BKH Kaufbeuren, Transportlisten
  30. Auskunft der Gedenkstätte Grafeneck; Aussage eines Pflegers, zitiert bei Thomas Stöckle, a.a.O., S.114f
  31. Gemeindearchiv Dinkelscherben; Mitteilung des Standesamts Grafeneck vom 19.11.1940 Nr. 3/47
  32. Gemeindearchiv Dinkelscherben, Auskunft Monika Wuschek vom 23.7.2024. Josefa Kast, verh. Seitz wurde am 4.2.1909 in Horgau geboren und war bis zur Verehelichung in Fleinhausen wohnhaft. Die Kinder waren Peter Seitz, geb. 1.8.1943; Josef Seitz, geb. 28.2.1945 und Viktoria Seitz, geb. 14.12.1946. Sie wurden allesamt in Dinkelscherben geboren und ab 2.2.1942 in der Augsburgerstr. 1 in Dinkelscherben gemeldet. Ab 8.2.1942 waren auch seine Kinder Ludwig und Johann dort gemeldet und aus Reitenbuch, vermutlich aus dem Kinderheim zugezogen. Über Maria Seitz gab es keine Information bzw. Meldebescheinigung. Maria war zu dieser Zeit erst 12 Jahre alt! Es ist zu vermuten, dass sie nach der Ermordung der Mutter von Verwandten in Pflege genommen oder gar adoptiert wurde.
  33. Peter Weingart, Jürgen Kroll, Kurt Bayertz (Hrsg.), Rasse, Blut und Gene. Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland, Frankfurt/Main, 1988.
  34. Wolfgang Neugebauer, Die „Aktion T 4“, in: Brigitte Kepplinger, Gerhard Marckhgott, Hartmut Reese (Hrsg.), Tötungsanstalt Hartheim, 2. Ausgabe Linz 2008, S. 17-34
  35. Götz Aly, Euthanasie 1939-1945. Eine Gesellschaftsgeschichte, S. 43.
  36. Die Bezeichnung ergibt sich aus der Adresse des Dienstsitzes der „Zentraldienststelle“ in der Tiergartenstraße 4 in Berlin. Das Gebäude ist kurz zuvor arisiert worden. In dieser hocheffizient arbeitenden kleinen Behörde, die nach außen als „Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten“ (RAG Berlin, W9; Postschließfach 262) firmiert, verbergen sich

    (a) die Chefs der T-4 Aktion, Werner Heyde und Paul Nitsche,

    (b) die Gemeinnützige Stiftung für Anstaltspflege, die für die Arbeitsverträge von 300-400 Mitarbeiter, für Kauf- und Pachtverträge zuständig ist,

    (c) die Gemeinnützige Kranken-Transport GmbH, genannt Gekrat, welche die Verlegungen der Patienten in die Mordzentren vornimmt und für die Vergasungen zuständig ist, sowie

    (d) ab 1941 die Zentralverrechnungsstelle Heil- und Pflegeanstalten (ZVSt). Diese Behörde wickelt sämtliche Kosten- und Finanzprobleme, die der Tod eines in Anstaltspflege befindlichen Menschen aufwirft, ab.
  37. Klee, Ernst (Hrsg.): Dokumente zur Euthanasie, Frankfurt/Main 1985, S. 252: Erlass des RMdI vom 21.9.1939
  38. Thomas Stöckle, Grafeneck 1940, S. 34-39; Götz Aly, Die Belasteten, S. 54f; https://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_T4
  39. Meldebogen in Faksimile: https://www.lpb-bw.de/publikationen/euthana/euthana34.htm
  40. Zur Aktion T-4 Götz Aly (Hrsg.): Aktion T4: 1939-1945. Die „Euthanasie“-Zentrale in der Tiergartenstraße 4. Zweite Auflage, Berlin 1989; Michael Burleigh (Hrsg.): Tod und Erlösung. Euthanasie in Deutschland 1900-1945, Zürich 2002; Ernst Klee (Hrsg.) Dokumente zur „Euthanasie“. Frankfurt/Main 1985. Siehe auch: https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/aktion-t4-systematischer-mord-der-nazis-an-behinderten-menschen/
  41. Zum Thema Tötungsbürokratie und Personal vgl. Thomas Stöckle, Grafeneck 1940. Die Euthanasie-Verbrechen in Südwestdeutschland, Tübingen 3. Auflage 2012, insbes. S. 115ff.
  42. Zur Organisation der Tötung in Grafeneck vgl. Thomas Stöckle, Grafeneck, a.a.O., S.110ff
  43. Zitiert nach: Thomas Stöckle, a.a.O., S. 114f
  44. Ein solcher „Trostbrief“ ist abgedruckt bei: Thomas Stöckle, a.a.O., S. 124
  45. Zur Vertuschung der Morde vgl. Thomas Stöckle, S. 115-134.
  46. Auskunft der Enkelin Anita Braxmeier vom 25.7.2024
Quellen- und Literaturverzeichnis
Unveröffentlichte Quellen:

Gemeindearchiv Dinkelscherben
VG Babenhausen zu Mohrenhausen
VG Ottobeuren zu Andreas Holzschuh

Literatur:

Aly, Götz: Die Belasteten: „Euthanasie“ 1939-1945. Frankfurt 2014
Aly, Götz (Hrsg.): Aktion T4: 1939–1945. Die „Euthanasie“-Zentrale in der Tiergartenstraße 4. Berlin 2. Auflage 1989
Burleigh, Michael (Hrsg.): Tod und Erlösung. Euthanasie in Deutschland 1900–1945, Zürich 2002
Cranach, Michael von, Schneider, Frank: In Memoriam: Erinnerung und Verantwortung Ausstellungskatalog. Erweiterte und aktualisierte Fassung des Katalogs von 1999. Kaufbeuren 2011
Friedlander, Henry: Der Weg zum NS-Genozid. Von der Euthanasie zur Endlösung. Berlin Verlag, Berlin 2002.
Hücker, Franz Josef: Verlegt an einen unbekannten Ort. Euthanasieverbrechen unterm Hakenkreuz. In: Nassauische Annalen 127, 2016, S. 259–276.
Klee, Ernst: „Euthanasie“ im NS-Staat. Die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“, 2. Auflage Frankfurt 2010
Thomas Stöckle, Grafeneck 1940. Die Euthanasie-Verbrechen in Südwestdeutschland, Tübingen 3. Auflage 2012